Jörg Sennrich ist Geschäftsführer des Vereins Netzwerk KMU Next.

Jährlich müssen Tausende von Schweizer Klein- und Mittelunternehmen ihre Firmennachfolge regeln. Es gibt aber immer weniger geeignete Nachfolger in der eigenen Familie. Die Kleinstunternehmen sind am meisten davon betroffen. Bei Familienunternehmen dauert die Übergabe an die nächste Generation im Durchschnitt gegen fünf Jahre. Fest steht, dass nicht alle Unternehmen eine Nachfolgelösung finden und die Übernahme innerhalb der Familie seltener werden. Aufgrund der ungelösten Nachfolgeregelungen stehen Zehntausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel und es gehen wertvolle Ressourcen verloren. Wenn ein Unternehmen geschlossen werden muss, dann nimmt man dies mit Bedauern zur Kenntnis. Der volkswirtschaftliche Verlust einer Firmenschliessung kümmert wenige. Der Schaden ist dann aber enorm, wenn ein prosperierendes KMU schlicht keine Nachfolgelösung findet.

Leider wird noch viel zu oft versucht, die Nachfolgeregelung im Alleingang zu
meistern. Zudem fällt es vielen Unternehmern sehr schwer, sich emotional von ihrer Firma zu lösen. Hinzukommt, dass sowohl der familieninterne wie der externe Nachfolgeprozess sehr spät aufgegleist werden. Das Denken in  verschiedenen Szenarien wird oft unterlassen, da der Fokus stark auf Personen gerichtet ist und nicht auf die Weiterführung des Unternehmens gelegt wird. Und dort, wo der Fokus ist, ist auch die Energie. Ja, der Wunschtraum vieler Unternehmer ist die familieninterne Nachfolgelösung. Doch die Realität zeigt, dass nur gerade 40 Prozent der Unternehmen in der Familie bleiben. Dies hat  hauptsächlich damit zu tun, dass jungen Menschen heute viel mehr berufliche
Möglichkeiten offenstehen.

Es ist daher wichtig, dass sich Unternehmer möglichst früh mit dem Thema auseinandersetzen. Wer den Nachfolgeprozess systematisch angeht, verschafft sich den zwingend notwendigen unternehmerischen Handlungsspielraum, um die  Fortführung seines KMU nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Der
Unternehmer muss vor allem auch seine Ziele, die er mit der Nachfolge verbindet, kennen. Bei einer persönlichen Standortbestimmung sollte man sich über seine
Wünsche und die familiäre Situation Klarheit verschaffen. Für die Klärung
der Nachfolgesituation ist es unerlässlich, einen erfahrenen und spezialisierten
Berater beizuziehen. Zum einen, weil es viele verschiedene «Spielarten» der Übergabe gibt, die ein Unternehmer oft gar nicht kennt. Zum anderen, weil
es sich um ein sehr intensives, emotionales Projekt handelt, bei dem Aussenstehende vermitteln können. Gerade auch bei familieninternen Übergaben
sollten verständliche Spielregeln bestehen. Im Weiteren unterstützt ein klarer
Prozess die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Nachfolgeregelung. Durch die Begleitung eines externen Prozessbegleiters (Mediator), der den Unternehmer
– auch als Mensch – versteht und fundierte Praxiserfahrung im Nachfolgeprozess
hat, können die richtigen Weichen für das Unternehmen gemeinsam gestellt werden.

Unternehmensnachfolge ist kein Tabu, keine Krankheit und man braucht auch keine Angst vor diesem Prozess zu haben. Es gilt, mit Vertrauen, Transparenz und einer guten Beziehung den Übergabeprozess zu gestalten. Es geht schliesslich um das Lebenswerk – und um dessen Wertschätzung.

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