Ein Zusammenschluss von Software-Herstellern bringt nicht nur Vorteile mit sich.

immer mehr Software-Hersteller schliessen sich zu regelrechten powerhouses zusammen. erst kürzlich haben drei Hersteller fusioniert. welches sind die auswirkungen auf den markt und was ändert sich für anwender und anbieter?

Der Markt wird primär von Software Hersteller und Software-Anbieter dominiert. Hersteller sind primär Unternehmen, die eine Unternehmenssoftware programmiert haben und auf dem Markt anbieten. Der Vertriebsweg kann direkt oder indirekt sein. Beim direkten Vertriebsweg kauft der Interessent direkt beim Hersteller. Beim indirekten Weg kommen die Anbieter ins Spiel. Sie sind meist Vertriebspartner des Herstellers und übernehmen die Marktbearbeitung. Diese Trennung weicht zunehmend auf.

Weiteres ERP-Powerhouse
Jüngst wurde mitgeteilt, dass die drei mittelständischen ERP-Anbieter Step Ahead Software GmbH (ehemals Step Ahead AG), Godesys und Informing zur Step Ahead Group fusioniert sind und die Beteiligungsgesellschaft Elvaston als Investor mit eingestiegen ist. Was hier passiert ist, wird sich in der nächsten Zeit noch öfters wiederholen. Der Zusammenschluss ist strategisch gesehen smart.

Die Step Ahead wurde 1999 gegründet und fokussierte sich auf den Mittelstand. Als Vertriebskanal wurde ursprünglich auf ein Partnernetzwerk gesetzt. In den letzten Jahren wurde einige Partner übernommen, in die Step Ahead integriert und eine direkte Vertriebsstrategie verfolgt. Nach der aktuellen Fusion wird nun an einem PartnerModel gearbeitet. Ziel-Kunden der Step Ahead sind Dienstleister, IT-Unternehmen und der technische Grosshandel.

Godesys wurde 1992 von Godelef Kühl in Mainz gegründet. Seit seiner Gründung ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen und hat sich zwischen all den grossen, mittleren und auch kleineren Playern einen soliden und festen Platz im Markt geschaffen. Das Unternehmen möchte vor allem Anwendern ein «ERP für kundenorientierte Unternehmen» liefern.

Informing unterstützt und begleitet seit 1987 Unternehmen bei Prozessoptimierung und Digitalisierung. Das Unternehmen bietet im Direktgeschäft die BetriebswirtschaftSoftware IN:ERP und individuell IT-Dienstleistungen an. Der aktuelle Fokus liegt im Moment auf ERP für Produktionsbetriebe.

synergien entstehen lassen
Mit dem Zusammenschluss kommen nicht nur 1 800 Kunden mit 65 000 Usern unter ein GmbH-Dach, sondern die Möglichkeit einer breiteren Marktbearbeitung. Im ersten Schritt ist natürlich geplant, die Marken eigenständig am Markt agieren zu lassen. Synergie-Effekte werden aber erst entstehen, wenn die Produkte zusammenwachsen oder auf einer gemeinsamen Basis weiterentwickelt werden. Ähnliche Experimente gibt es bereits auf dem Markt.

Ein sichtbarer Effekt ist bereits, dass die neue Step Ahead Group aktiver in mehreren Branchen als bisher sein kann. Die Präsenz mit jetzt insgesamt 15 Standorten im DACH-Raum wird im Vertrieb helfen. Weitere Optimierun- gen werden die nächsten Jahre kommen.

Konsequenzen für den Markt
Damit geht ein zunehmend rauerer Wind am Markt. In der Vergangenheit wurde oft auf einen Partner-Vertrieb gesetzt – so konnte ein kundennaher Service über den Anbieter gewährleistet werden. Die starke Präsenz mit mehr Standorten, aber auch die Cloud verändert die Spielregel. Durch die neue Technologie rücken die Hersteller selbst näher an die Kunden. Sie können dank der digitalen Nähe über das Internet ihre Produkte einfacher selbst vertreiben. Einige Hersteller kappen so ihr Partner-Modell und betreuen aufgrund der Cloud die Kunden mittlerweile selbst. Anbieter sehen sich zunehmend gegenüber den Herstellern in Konkurrenz und müssen um ihre Relevanz als Marktteilnehmer bangen. Gerade Systemhäuser müssen sich hier neu aufstellen.

Marktteilnehmer fühlen sich im EAS-Markt sicher. Doch solche Hersteller-Zusammenschlüsse wie Step Ahead, Godesys und Informing oder auch IFS mit Acumatica werden den Mitbewerb weiter zum Handeln zwingen. Und wo bleiben die Anbieter? Voraussichtlich werden sie die absoluten Verlierer der Disruption im EAS-Markt werden. Hersteller kaufen jetzt schon ihre Partner, um ihr Angebot vertikal zu erweitern und so als Full-IT-Service-Provider auftreten zu können. Grosse Systemhäuser halten dagegen, schliessen sich zusammen, kaufen sich gegenseitig auf, um ein wenig Macht gegenüber ihren Lieferanten zu behalten. Gerade kleine Anbieter werden verschwinden, wenn sie nicht in Wachstum investieren. Aber auch die grossen Anbieter werden gegenseitig mehr in Konkurrenz treten, und dann kommen noch die Hersteller, die auch mehr vom Kuchen haben wollen.

neue entscheider, neue Kunden
Die gute Nachricht: Die Disruption im EASMarkt wird kommen! Die schlechte Nachricht: Die Disruption wird kommen und einiges auf den Kopf stellen. Und nicht alle werden die Veränderungen überleben. Dies macht aber Platz für neue Hersteller und Anbieter, die sich auf die neuen Entscheider in den Unternehmen einstellen, die Generation Y. Diese Generation wird Firmen übernehmen oder neue Unternehmen gründen und damit frischen Wind in die Geschäftswelt bringen und die Disruption vorantreiben.

Auf was man aufgrund der aktuellen Marktbewegungen bei der Software-Auswahl achten sollte, gibt es in dieser Checkliste (siehe Box).

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