Es sind die massiven Berge, die Täler und die Schluchten, sie faszinieren, beflügeln und begeistern. Die Alpen sind Sehnsuchtsort, Kulturerbe und lukratives Investment. Seit Albrecht Haller 1728 seine Begeisterung für das Alpenmassiv und deren Bewohner in seinem Gedichtband «Die Alpen» niederschrieb, ist das Interesse an der Schweizer Bergwelt ungebrochen. Unternehmer, Visionäre und Künstler, die dem heimischen Granit weit über die Landesgrenzen zum Erfolg verholfen haben, stellen wir Ihnen vor.

von Isabelle Riederer

St. Moritz, Gstaad, Davos, Crans-Montana, Grindelwald, Verbier – die Liste der bekannten Schweizer Alpendestinationen ist lang. Kaum ein anderes Land auf der Welt kann mit dem Who’s who der Schweizer Bergdörfer mithalten. Kein Zweifel, die alpinen Destinationen sind in vielerlei Hinsicht das Aushängeschild der Schweiz. Dafür gibt es gute Gründe, besonders im Winter. Ein Blick auf das verschneite Matterhorn oder die Jungfrau ist ebenso wenig zu toppen wie das Licht über den zugefrorenen Engadiner Seen. Die meisten Skigebiete sind dank ihrer Höhe schneesicher und verfügen über exzellente Wintersportanlagen. Nicht zuletzt sind einige Orte zu Synonymen für Jetset und gehobene Highlifes geworden.

Samih Sawiris, Unternehmer

PwC Marc Welti

Seit einigen Jahren gehört auch Andermatt in die Liste der exklusiven Sehnsuchtsorte. Das kleine Dorf am Fusse des Gotthardmassivs war jahrelang nur Durchgangsstation für Auto, Bahn und Bus. Doch dann kam er, Samih Sawiris. 2005 wurde der ägyptische Investor von der Urner Regierung nach Andermatt eingeladen. Das Bergdorf befand sich mitten in einer Depression. Die mondänen Zeiten, als Reisende im 19 Jahrhundert über den Gotthard-Pass Richtung Süden reisten, sind längst vergangen. Und nachdem das Schweizer Militär den zur Festung ausgebauten Pass, durchlöchert wie ein Emmentaler, seinem Schicksal überliess, fielen dem Bergdorf auch noch die letzten zahlenden Gäste weg.

Der «Prinz» aus Ägypten kam zwar ohne Schimmel, dafür mit viel Schotter und noch grösseren Visionen. Ein Luxusresort, wie es die Schweizer Bergwelt noch nie gesehen hatte, sollte auf dem ehemaligen Militärflughafen entstehen. Andermatt war skeptisch gegenüber diesem Milliardär. Aber bei einer Informationsveranstaltung in der Mehrzweckhalle der Armee eroberte er die Herzen im Sturm. Er sei Christ, soll Sawiris gesagt haben – zur grossen Erleichterung mancher Andermatter, die glaubten, die Schweizer Frauen müssten dann Kopftuch tragen. Sawiris versprach, den Ort zur Ganzjahresdestination zu entwickeln – mit sechs Hotels, 42 Apartmenthäusern, einem Golfplatz und einem modernen Skigebiet. Andermatt werde das bessere St. Moritz, versprach er. Das gefiel den Leuten.

Zwei Jahre später stimmte die Bevölkerung der Umzonung für das grosse Bauprojekt mit 96 Prozent Ja-Stimmen zu. Der Grundstein zum entstehenden Dorfteil Andermatt Reuss war gelegt. Im September 2009 fuhren die ersten Baumaschinen auf und im Dezember 2013 eröffnet das erste Hotel, The Chedi Andermatt. Der moderne Holzbau gehört heute zu Andermatt wie die Teufelsbrücke zur Schöllenenschlucht.

Im März dieses Jahres hat der weltgrösste Skigebietsbetreiber, Vail Resorts, die Mehrheit von Samih Sawiris am Skigebiet Andermatt-Sedrun übernommen – eine weitere grosse Chance für Andermatt. Und was macht Sawiris? Der plant bereits die nächsten Grossprojekte im Kanton Uri, genauer gesagt in Isleten am Urnersee. Dort soll eine luxuriöse Marina mit Yachthafen und Fünf-Sterne-Hotel entstehen. Mit Marinas kennt sich Sawiris ebenfalls aus. Der Sohn eines wohlhabenden Bauunternehmers hat 1989 in Hurghada am Roten Meer ein Ferienresort wortwörtlich aus der Wüste gestampft. El Gouna hat dem Badeort neues Leben eingehaucht. Der künstlich geschaffene Urlaubsort umfasst 14 Hotels, mehr als 2500 Ferienwohnungen und seit 2012 den erste Auslandcampus der Technischen Universität Berlin. Aktuell sind die Urner wenig begeistert von Sawiris neuem Bauprojekt, aber das waren sie ja in Andermatt auch nicht.

Brigitta M. Gadient, Präsidentin von Schweiz Tourismus

 

 

Im November 2019 wurde Brigitta M. Gadient vom Bundesrat zur neuen Präsidentin von Schweiz Tourismus ernannt. Ein Meilenstein! Die Juristin ist die erste Frau in der über 100-jährigen Geschichte von Schweiz Tourismus, die dieses Amt bekleidet. Die Bündnerin war von 1995 bis 2011 Nationalrätin. Heute amtet sie als Präsidentin der Fachhochschule Graubünden (FHGR) sowie als Vizepräsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) und arbeitet als Juristin in ihrem eigenen Büro für Rechts-, Organisations- und Strategieberatung in Chur.

Brigitta M. Gadient hat mit ihren Kenntnissen und ihrer Passion für den Schweizer Tourismus sowohl den Vorstand von Schweiz Tourismus als auch den Bundesrat beeindruckt. Sie spricht alle vier Landessprachen und verfügt dank ihrer langjährigen Arbeit in der Politik über ein grosses Netzwerk. Im Fokus ihrer Präsidentschaft von Schweiz Tourismus stehen die Entwicklung und Umsetzung nachfragewirksamer Marketingprogramme und die Profilierung der starken, klassisch-modernen Tourismusmarke Schweiz landes- und weltweit.

Heinz Julen, Visionär, Hotelier, Architekt, Designer

Der Zermatter Heinz Julen gehört für viele zu Zermatt wie das Matterhorn zu den Alpen. Er und seine Familie haben aus dem Bergdorf eine Feriendestination der Superlative gemacht. Sie bauten die ersten Skilifte und brachten den Film in das Walliser Dorf. Es war August Julen, Heinz’ Vater, der die ersten 16-Millimeter-Farbfilme über das Leben am Berg drehte und zeigte – zu einer Zeit, in der es weder Fernseher noch Kinos gab. August Julen durfte sogar Walt Disney persönlich assistieren, als er einen Matterhorn-Film drehte. Der Film floppte, doch das Matterhorn hat Walt Disney so fasziniert, dass er es in seinem Unterhaltungspark nachbauen liess.

Aber zurück zu Heinz Julen. Seine Kunst und seine Architektur verkauft der Walliser in die ganze Welt. Aber nicht nur spezielle Möbel und luxuriöse Apartments gehören zu seinem Œuvre, auch seine visionären Hotelprojekte sind legendär. Damit sorgte er weltweit für Aufsehen. So wie 2000, als Heinz Julen zusammen mit Millionärssohn Alexander Schärer das aussergewöhnlichste Hotel der Schweiz eröffnete – ein Hotel auf einem Felsen oberhalb von Zermatt mit allem, was ein James-Bond-Bösewicht auch gerne gehabt hätte: einem in den Felsen gesprengten Tunnel, einem ausfahrbaren Whirlpool, drehbaren Zimmern, einem unterirdischen See und einem Schlaraffenland für die Reichen und Schönen. Doch nach sieben Wochen platzte der Traum vom «Into the Hotel». Baumängel, Streitereien und eine Ruine blieben. Den Traum vom aussergewöhnlichen Hotel hat Heinz Julen nicht aufgegeben. 2010 eröffnete er das luxuriöse Backstage Hotel mitten im Herzen Zermatts.

Robert Bösch, Fotograf

Berge und Kamera begleiteten Robert Bösch über vierzig Jahre durch viele Gebirge und Wüsten und auf alle Kontinente. Er ist eine Legende der Bergfotografie, schuf Bildbände und Reportagen zu Themen wie Alpinismus, Schweizer Eisenbahnstrecken, Wintersport und Mountainbiking, veröffentlichte in Zeitschriften wie Stern, Geo, National Geographic und Spiegel und zeigte seine Bilder in Galerien, Museen und Ausstellungen. Keiner inszenierte die Alpen so wie er und machte sie weit über die Landesgrenzen hinaus zu einem Sehnsuchtsort für Touristen und Abenteurer.

Der Nikon-Ambassador erhielt 2009 den Eiger Special Award für sein langjähriges Schaffen im Bereich der Alpinfotografie. Als Alpinist führten ihn seine Reisen und Expeditionen auf alle sieben Kontinente, wo er in schwierigen Routen und an höchsten Bergen unterwegs war. Er dokumentierte viele Unternehmungen von Ueli Steck in den Alpen und im Himalaya. In den letzten Jahren beschäftigte sich Robert Bösch intensiv und erfolgreich mit der Landschafts-Kunstfotografie.

Peter Kämpfer, Direktor des Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa, Interlaken

Im Oktober 2018 hat Peter Kämpf die Leitung des legendären Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in Interlaken übernommen. Der Luzerner atmete bereits in jungen Jahren im grossväterlichen Betrieb den Duft der grossen weiten Welt der internationalen Hotellerie. Seine Karriere führte ihn nach seiner Kochlehre über diverse Weiterbildungen und Sprachaufenthalte ins Hotelmanagement des Fünf-Sterne-Hotels Bürgenstock. Nach sechs Jahren zog es Peter Kämpfer ins Engadin, bevor er 1998 die Direktion des Park Hotel Weggis übernahm. Mit Kreativität und Engagement hauchte er dem 125-jährigen Traditionsbetrieb in den folgenden Jahren neues Leben ein. Unter der Leitung von Peter Kämpfer entwickelte sich das Park Hotel Weggis eindrücklich und die Zahl der Mitarbeitenden vervierfachte sich von 30 auf rund 120.

Das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa steht seit über 150 Jahren für Grandezza. Am Fusse des malerischen Berner Oberlands und in unmittelbarer Nähe zum berühmten Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau ist das Luxushotel Sinnbild für gelebte Tradition, Schweizer Gastlichkeit und modernsten Komfort rund um den Globus. Das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa gehört zur Gruppe Michel Reybier Hospitality, die seit 20 Jahren Ikonen der Hotellerie von Genf bis Zürich, von Paris bis London und von Davos bis Zermatt vereint.

Gerry Hofstetter, Künstler

Ein kilometerlanger Tiger erleuchtete am 31. Januar 2022 die Eigernordwand – ein Spektakel, das weltweit für Aufsehen sorgte und einmal mehr die Schweizer Alpen wortwörtlich ins rechte Licht rückte. Zu verdanken hatte der Eiger sein gestreiftes Lichtkleid dem Schweizer Lichtkünstler Gerry Hofstetter und dem Beginn des Jahrs des Tigers in China. Der Illuminist und die Schweizer Berge pflegen seit vielen Jahren eine innige Beziehung, letztere werden von dem Zürcher regelmässig Nacht für Nacht illuminiert – ob für die Nasa, das 100-jährige Jubiläum der Jungfraubahnen, den SAC oder die UNO.

Legendär war Gerry Hofstetters Aktion im Frühling 2020, als er das Matterhorn während fünf Wochen Nacht für Nacht als Zeichen der Hoffnung und Solidarität in der Corona-Krise beleuchtete. Es war die Idee des Zermatter Tourismusdirektor Daniel Luggen. Gerry Hofstetter gewann dafür gemeinsam mit Zermatt Tourismus einen Milestone-Tourismuspreis. Weltweite Bekanntheit erlangte Gerry Hofstetter auch mit der Beleuchtung von Eisbergen in der Arktis und der Antarktis.

Christian Jott Jenny, Gemeindepräsident von St. Moritz

Er ist ein Hansdampf in allen Gassen, wird als «Tausendsassa» beschrieben und ist – wenn wir schon bei Floskeln sind – auf allen möglichen Bühnen zu Hause: Christian Jott Jenny. Dabei ist er vor allem eins, immer aktiv. Im Oktober 2018 wählten ihn die Bürgerinnen und Bürger des mondänen Wintersportorts St. Moritz zu ihrem neuen Gemeindepräsidenten. Eine neue Bühne für den umtriebigen Kulturschaffenden, und er nutzt sie gut. Allein mit dem Festival da Jazz holt Christian Jott Jenny jedes Jahr das Who’s who der internationalen Jazzszene ins Oberengadin.

Damit aber nicht genug: Ob legendäre Autotreffen mit exklusiven Preziosen aus Chrom und Stahl, Bergrennen in atemberaubender Kulisse, Extremsport-Events für Läufer, Mountainbiker oder Bergsteiger, Gourmet-Festivals oder legendäre Pferdesport-Veranstaltungen – die Liste der exklusiven Happenings zwischen dem Malojapass und Zuoz ist lang und bringt das Bergdorf immer wieder in die nationalen und internationalen Schlagzeilen.