Gestärkt aus der Krise zu kommen ist das Ziel.

Die Corona-Krise setzt der Schweizer Wirtschaft zu. International vernetzte sowie im Binnenmarkt kleine und mittlere Unternehmen beschäftigen sich mit der Frage, was sie jetzt tun können, um gestärkt aus der Krise zu kommen. Dass das geht, beweisen sogenannte «Krisenchampions». Quantitative Studien und persönliche Gespräche ergaben, dass das Erbgut dieser Champions in sechs idealtypische Erfolgsgene zusammengefasst werden kann: Abwehrkraft, Kundenzentrierung, Nischenfokus, Innovationskultur, Internationalisierung und Persönlichkeit.

Krisen wie die COVID-19-Pandemie können Unternehmen existenziell bedrohen. Andere wiederum nutzen Ausnahmesituationen oder schockartige Ereignisse intelligent und zu ihrem Vorteil. Diese nennen wir «Krisenchampions». PwC Schweiz hat mit economiesuisse, dem Dachverband der Schweizer Wirtschaft, in einem Thesenpapier analysiert, welches die kritischen Erfolgsgene von Unternehmen sind, die die COVID-19-Krise erfolgreich als Chance nützen.

Das publizierte Paper soll Schweizer Unternehmen helfen, erneute Krisen erfolgreich zu überstehen.

Erfolgsgen Nr. 1: Abwehrkraft
Krisenresistenz basiert auf einer Perspektive, die sich an Nachhaltigkeit orientiert, nicht nur an der kurzfristigen Gewinnoptimierung. Krisenstarke Unternehmen verlieren selten den Blick fürs Ganze und gehen Neues mutig an, oft inspiriert durch den Tüftler- und Erfindergeist der Gründergeneration. Rückschläge spornen sie dabei an. Denn sie wissen, dass sie nur weiterkommen, wenn sie aus Erfahrungen lernen. Solche Unternehmen reduzieren ihre Bürokratie zugunsten von Agilität und Flexibilität. Sie lassen überlebenswichtiges Betriebskapital als Polster für schlechte Zeiten im Unternehmen und planen in Szenarien. Schon vor und während der Krise nehmen sie signifikante Anpassungen vor und erhöhen so ihren Bereitschaftsstand für kommende Ausnahmesituationen, indem sie zum Beispiel gegenzyklisch investieren.

Erfolgsgen Nr. 2: Kundenzentrierung
Krisenchampions pflegen persönliche Beziehungen und sind hervorragend vernetzt. Über Jahre aufgebautes Vertrauen zu Kunden und Geschäftspartnern zahlt sich in der Krise aus. Erfolgreiche Unternehmen haben einen klaren Fokus auf die Bedürfnisse ihrer Kunden. Sie sind bestrebt, für jedes Problem die beste Lösung zu entwickeln und laufend zu optimieren. So erfinden sie sich gemeinsam mit ihren Kunden und Partnern neu und gehen gemeinsam durch diese harten Zeiten. Krisenchampions sind gut vernetzt. So können sie schnell und unkompliziert neue Partnerschaften eingehen und zusätzliches Know-how aufbauen. Sie denken voraus und setzen sich mit der Zukunft auseinander. Deshalb waren sie bereits vor der Krise digital gut aufgestellt und haben auch hier keine Zeit verloren.

Erfolgsgen Nr. 3: Nischenfokus
Krisenchampions wissen, was sie können – und was (noch) nicht. Sie lassen sich von ihrer Leistungsfähigkeit leiten. Ihre Kernkompetenzen haben sich über viele Jahrzehnte gefestigt und sich in hochspezialisierten Nischen etabliert. In dieser Nische haben sie sich dann diversifiziert. Sie aktualisieren ihr Know-how durch die Entwicklung neuer Anwendungen und indem sie die passenden Talente ins Unternehmen holen. Sie prüfen laufend, wie sie ihre wichtigsten Begabungen einsetzen können: sei es, um Ihre Nische weiter zu vertiefen, zu diversifizieren oder um ihre Abhängigkeit von einzelnen Sektoren oder Kundensegmenten zu nivellieren.

Erfolgsgen Nr. 4: Innovationskultur
Krisenstarke Unternehmen heben sich durch eine brennende Neugier für Neues hervor, die Top-Fachkräfte anzieht. Diese Innovationskultur wird durch Kundenbedürfnisse getaktet und motiviert. Krisenchampions setzen auf Innovatoren statt Me-too-Zulieferer und entwickeln sich gemeinsam mit ihren Kunden und Lieferanten weiter. Innovation gilt als persönlicher oder firmeninhärenter Anspruch. Dabei kommt der Teamleistung eine besondere Bedeutung zu. Hier wird Innovation möglich, weil sie auch zwischen Tür und Angel stattfinden darf. Die Innovationskraft verstärkt sich durch die Kleinräumigkeit des Teamkreises, den laufenden Austausch, die Spontaneität und den Wechsel von Rückzug und Dialog.

Erfolgsgen Nr. 5: Internationalisierung
Krisenchampions sind global ausgerichtet. Sie diversifizieren nicht nur innerhalb ihrer angestammten Branchen, sondern auch bei ihren Kundensegmenten und der geografischen Ausbreitung. Als hochspezialisierte Anbieter betreuen sie Kunden rund um den Erdball. Oft halten sie die globale Marktführerschaft in ihrem Bereich und bleiben auch nach der Krise Weltmarktführer. Ihre Swissness spielen sie als Erfolgs- und Vertrauensfaktor aus und setzen auf typische Eigenschaften wie Schnelligkeit, Präzision, Qualität, Effizienz und die Verlässlichkeit des Kleinen. Durch den engen Kontakt und Austausch mit ihren Standorten und Partnern im Ausland reagierten sie trotz der schnellen Ausbreitung von Covid-19 frühzeitig, in vielen Fällen noch bevor das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der Schweiz über die Krise informierte.

Erfolgsgen Nr. 6: Persönlichkeit
Krisenchampions werden von starken Führungspersönlichkeiten geprägt. Diese pflegen eine optimistische Unternehmenskultur mit einer «Wir schaffen das»- Attitüde, bewahren Ruhe in der Krise und entscheiden sowohl aus Vernunft als auch aus dem Bauch heraus. Unternehmerisch denkende Persönlichkeiten motivieren ihre Leute zu Höchstleistungen. Dazu kombinieren sie Fachwissen mit Leidenschaft und sind ständig auf der Suche nach dem Optimum. Die tragenden Persönlichkeiten von Krisenchampions sind nicht nur die Geschäftsführer selber, sondern auch Entwickler, Tüftler und Innovatoren. Insgesamt leben sie eine starke Loyalität vor und schaffen ein ausgeprägtes Vertrauensklima, das sich in der Krise auszahlt. Sie engagieren sich überdurchschnittlich für ihr soziales und lokales Umfeld. So stärken sie ihre Position im Markt hinsichtlich Nachfrage und Arbeitskräfte vor der Krise für die Zeit danach.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Nach dem unmittelbaren Schutz der Mitarbeitenden und der kurzfristigen Schadensbegrenzung mit Kurzarbeit und Cash-Management kehrten die meisten Schweizer Unternehmen mit der Lockerung des Pandemieplans zum Regelbetrieb im Rahmen ihrer neuen Möglichkeiten zurück. Doch wer für die erwartete Rezession und eine nächste Ausnahmesituation gewappnet sein will, sollte sehr bald seine strategische Resilienz prüfen und eine Justierung oder Neuorientierung vornehmen. Nachfolgend einige strategische Kernthemen, über die es nachzudenken lohnt:

  • Wertschöpfungs- und Lieferkette überdenken
  • Clever sparen und clever investieren
  • Portfolio und Preise bereinigen
  • Förderinstrumente gezielt nutzen
  • Veränderungen anstossen
  • Chancen mit Fähigkeiten kombinieren
  • Flexibilität und Eigenverantwortung fördern

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