Die Schweizer Wirtschaft ist gerade auch im KMU-Bereich von Exporten abhängig. In Zeiten, in denen bestehende Handelspartner mit geringem Wachstum und der Frankenstärke kämpfen, werden neue Kunden in alternativen Märkten immer wichtiger. Tradeplus24, eine junge Firma aus Zürich, hilft Schweizer KMU dabei, Debitorenausfälle und Umlaufvermögen unter Kontrolle zu halten. Unterstützung bieten Kessler & Co AG, als führendes Schweizer Unternehmen für Risk Management, sowie AIG, eines der weltgrössten Versicherungshäuser. Im folgenden Interview skizzieren wir das Modell.

Wer eine Rechnung schreibt und im Export tätig ist, vergibt nicht selten einen Kredit mit langer Laufzeit. Können Sie diese These unterschreiben?
Matthias Kribbel:
Ja, Sie liegen richtig. Im internationalen Rechnungsverkehr sind ja lange Zahlungsziele üblich. In China geht es da beispielsweise um Zeitrahmen bis zu 180 Tagen. Auch in der Schweiz und im europäischen Ausland entwickeln sich in der Praxis die Fristen immer weiter nach oben.
Ben James: Auf den ersten Blick könnte man sagen, das macht einer gut aufgestellten Firma nichts aus. Von der Bonität her gibt es doch keine Probleme, da können wir auch etwas länger warten. Aber wie Sie schon sagten, eigentlich vergibt man hier einen Kredit, und selbst wenn die Rückzahlung sicher ist, sind Liquiditätskosten hier selten berücksichtigt.

Und kommt es bei KMU zu Liquiditätsproblemen?
Matthias Kribbel: Ja, das kann man sich ganz praktisch vor Augen führen. Ein KMU mit zwölf Millionen Schweizer Franken Umsatz, das für seine Kunden die Zahlungsziele von 30 auf 90 Tage erhöht, muss plötzlich zusätzlich zwei Millionen Schweizer Franken finanzieren. Das ist eine signifikante Summe.

An welchem Punkt kommt Ihr Haus ins Spiel?
Ben James: Unsere Lösung eignet sich besonders gut bei langen Zahlungszielen in schwierigen Märkten. Da kombinieren wir die Exportversicherung mit einer Finanzierungslösung, um diese langen Zahlungsziele zu ermöglichen.

Wie funktioniert diese Lösung nun konkret?
Matthias Kribbel: Wir nehmen das Debitorenbuch, schauen es uns genau an und versichern, gemeinsam mit unserem Partner, was zu versichern ist. Gegen diese versicherten Debitoren geben wir dann eine flexible Kreditlinie. Das ist eigentlich eine einfache Lösung …

Warum bieten Sie Banken nicht in dieser Form an?
Matthias Kribbel: Banken fehlt es an Visibilität hinsichtlich der Debitoren, ausserdem ist es aufwändig, deren Qualität laufend einzuschätzen. Dank unserer Plattform und der engen Beziehung zu unserem Versicherungspartner können wir diesen Prozess weitgehend automatisieren.

Es geht aber vermutlich nicht nur um Geld, sondern auch um Information, konkret um Information, wie mein Geschäftspartner aufgestellt ist, wenn er beispielsweise in China sitzt?
Ben James: Wir sind ein Schweizer Startup, arbeiten aber mit einem globalen Player, der AIG zusammen. Die AIG ist auch, was das Thema Informationen angeht, global, in Ihrem Beispiel China, extrem gut aufgestellt. Hier liegen fundierte Erfahrungen vor, die in die Waagschale geworfen werden können. Über Unternehmen wie Dun & Bradstreet kommen wir zusätzlich an Wirtschaftsinformationen, mit denen man Länder- und Unternehmensrisiken sehr gut einschätzen kann.

Sind das eigentlich nicht Aufgaben, die mein Kundenberater von meiner Hausbank stemmen müsste oder der staatlichen Aussenwirtschaftsförderung – in der Schweiz ist es Switzerland Global Enterprise.
Matthias Kribbel: Unsere Lösung ist in erster Linie finanzierungsgetrieben. Es gibt viele Schweizer KMU, die bei ihrer Hausbank nicht so einfach Bankenkredite bekommen.
Ben James: Zwei Gründe sind dabei zentral. Erstens ist das regulatorische Umfeld in der Finanzbranche anspruchsvoller geworden. Dadurch ist es gerade für kleinere Kunden schwieriger geworden, an Kredite zu kommen. Zweitens ist die Kreditqualität von Schweizer KMU, insbesondere mit dem starken Schweizer Franken und den damit verbundenen teils niedrigeren Margen, auch nicht besser geworden.

Ja, viele KMU-Verantwortliche müssen hier kämpfen.
Ben James: Dazu kommen die langen Zahlungsfristen ihrer Kunden. Was wie gesagt zu Liquiditätsengpässen führen kann.
Matthias Kribbel: Unsere zentrale Frage, die wir an diesem Punkt beantworten wollen, lautet: Wie können wir an diesem Punkt einem Kunden mit einer einfachen Lösung aus einer Hand weiterhelfen? Im Vordergrund steht die Finanzierung. Aber für die Finanzierung brauchen wir eine Versicherung. Bei uns haben KMU-Verantwortliche den Vorteil, dass sie nicht extra zu einem Informations-, Finanz- oder Versicherungsanbieter müssen. Sie bekommen bei uns ein passendes Paket. Er bekommt eine Datenbank, die ihm eine Übersicht gewährt. Welches sind meine Kunden, wie sieht die Kreditqualität aus, bekomme ich dazu gleich eine Versicherung, und wie sieht die Finanzierung aus? Wir beantworten mit unseren Partnern diese Fragen.

Das hört sich wie eine Rundumsorglos-Lösung an?
Matthias Kribbel: Das ist ganz klar die Idee.

Wer setzt dies dann praktisch um, hat man sich das wie bei einer Factoring-Lösung vorzustellen?
Ben James: Nein, vom Factoring grenzen wir uns ab. Drei Gründe sind dafür entscheidend: Erstens gibt der Kunde sein Debitorenmanagement nicht ab, er behält also die volle Kontrolle über seine Kundenbeziehung und erhält eine vertrauliche Lösung. Ausserdem ist Factoring in der öffentlichen Wahrnehmung oft noch eher negativ behaftet, es wird teilweise mit Finanzierungsproblemen in Verbindung gebracht. Zweitens hat Factoring oft einen starken lokalen Fokus. Bei einem KMU, welches Geschäftsbeziehungen mit Südkorea oder China hat, wird es schwierig, eine passende Factoring-Lösung zu finden. Und drittens sind wir deutlich günstiger als viele Factoring-Lösungen, da diese häufig eine Vielzahl von Gebühren aufweisen.

Wie kommen Sie an Ihre Liquidität?
Ben James: Hier arbeiten wir mit einem Schweizer Funding-Partner zusammen, welcher uns kurzfristig und flexibel mit Finanzierungstickets von 500’000 bis 100 Millionen Schweizer Franken unterstützt.

Jetzt brauchen wir es ganz praktisch.
Matthias Kribbel: Der XY AG in Aarau geben wir einen Kredit mit einer Million Schweizer Franken. Einmal die Woche schickt uns die Firma einen Überblick über die Debitoren, die sie haben. Solange wir damit genug Sicherheit für unseren Kredit haben, kann der Kunde seinen Kredit weiterrollen oder die Ziehung monatlich anpassen.

Können Sie nochmals die Sicherheiten für den Kunden auf den Punkt bringen?
Ben James: Unsere Versicherungslösung erlaubt es dem Kunden, sich nicht nur gegen Zahlungsausfall seiner Kunden abzusichern, sondern auch, gegen diese Sicherheit eine flexible Kreditlinie aufzunehmen. Somit ist das die einzige für KMU massgeschneiderte Versicherungslösung, welche einem Zugang zu Kapital garantiert. Damit bietet unser Angebot Sicherheit hinsichtlich der Finanzierung.

Unsere Lösung
ist in erster Linie
finanzierungsgetrieben.

In aller Kürze
Tradeplus24 hat gemeinsam mit seinen Partnern eine einzigartige Versicherungslösung entwickelt, welche es Kunden erlaubt, ihre globalen Debitoren gegen Zahlungsausfall zu versichern und dadurch als Sicherheit zu verwenden. Gegen dieses Debitorenbuch bietet Tradeplus24 eine flexible Kreditlinie und auf diese Weise schnell und unkompliziert Zugang zu Kapital. Damit können Kunden ihr Wachstum fördern, eine neue Maschine kaufen, mittelfristige Liquiditätsengpässe überbrücken oder ihren Abnehmern bessere Zahlungskonditionen bieten. Die Lösung lässt sich in weniger als einer halben Stunde pro Woche verwalten und anders als bei den meisten Factoring-Angeboten, verkaufen Kunden ihre Rechnungen nicht. Dadurch behalten sie zu jedem Zeitpunkt die volle Kontrolle über ihre Debitoren.

Weitere Informationen:
www.tradeplus24.ch