Die CFO-Umfrage zielt darauf ab, die Einschätzungen von Chief Financial Officers (CFOs) und Leitern Finanzwesen relevanter Unternehmen zu Geschäftsaussichten, Finanzierungen, Risiken und Strategien zu erfassen sowie Trends und Wendepunkte bei Schweizer Unternehmen aufzuzeigen.

Zu Beginn der Corona-Krise rechneten die Unternehmen in der Schweiz noch mit einer raschen Erholung. Diese Hoffnungen sind nun verflogen, wie die aktuelle CFO-Umfrage von Deloitte Schweiz zeigt. Über drei Viertel der befragten Finanzchefs rechnen mit einer längeren Rezession. Die Unternehmensumsätze erreichen gemäss der Mehrheit der CFOs frühestens im ersten Quartal 2021 wieder das Vorkrisenniveau. Eine zweite Pandemiewelle würde die Unternehmen zudem hart treffen, weniger als ein Drittel käme damit gut zurecht. Unternehmen können das durch die aussergewöhnliche Situation und die staatlichen Unterstützungen erzeugte Momentum nutzen, um rasch vom Krisen- in den Wachstumsmodus zu wechseln. Effizienz steigern und Kosten senken reicht nicht, sie müssen ihre Widerstandsfähigkeit nachhaltig stärken.

Die Schweizer Finanzchefs durchleben schwierige Zeiten. Bereits bei unserer letzten Umfrage im März, als der schrittweise Lockdown eingeläutet wurde, rechneten zwei Drittel (67 Prozent) mit schlechteren Aussichten für ihre Unternehmen. Drei Monate später sind die Aussichten weiterhin trüb (65 Prozent). Es erstaunt daher kaum, dass die 87 in der ersten Junihälfte befragten CFOs von grossen und mittleren Unternehmen die Hoffnung auf eine rasche Erholung weitgehend begraben haben – weniger als ein Viertel (21 Prozent) glaubt noch daran. Die Mehrheit (55 Prozent) rechnet mit einer längeren Rezession, 17 Prozent sehen bereits eine zweite Rezession aufziehen und 7 Prozent gehen sogar von einer langanhaltenden strukturellen Wachstumsschwäche aus. Zudem haben fast vier Fünftel (78 Prozent) der Unternehmen ihre Umsatzprognosen wegen der Corona-Krise nach unten angepasst.

Die tiefgreifenden Auswirkungen erstaunen nicht, denn im Gegensatz zu früheren Wirtschaftskrisen sind nun fast alle Unternehmen in der Schweiz betroffen. «Die Exportwirtschaft wird besonders hart getroffen durch die globale Pandemie selbst und die weltweit eingeführten Massnahmen gegen die Verbreitung des Virus: Fabriken stehen still, Transportwege sind unterbrochen, Unternehmen stornieren ganze Lieferungen. Aber auch die auf den Heimmarkt ausgerichteten Unternehmen, darunter viele KMU, leiden immer noch unter den Nachwehen des Lockdown. Aufgrund unserer finanzpolitischen Stärke, der wirtschaftspolitischen Massnahmen und der inzwischen stark eingedämmten Verbreitung des Virus wird die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern aber wohl noch glimpflich davonkommen», erläutert Michael Grampp, Chefökonom von Deloitte Schweiz.

Furcht vor Rückzug der Globalisierung
Die allermeisten Finanzchefs rechnen wegen Corona mit neuen Folgerisiken. Über drei Viertel (76 Prozent) fürchten sich davor, dass die Länder sich mit Zollmauern abschotten. Um den freien Personenverkehr machen sie sich hingegen keine Sorgen: Mit einem Ende des Schengener Abkommens rechnen nur gerade fünf Prozent. Knapp drei Viertel (71 Prozent) der Befragten gehen davon aus, dass die Globalisierung auf dem Rückzug ist und sie sich wieder stärker im näheren Umfeld orientieren werden – Stichwort Glokalisierung.

«Im internationalen Handel wird es deutlich anspruchsvoller und für viele Finanzchefs könnte sich die zeitgenaue Abstimmung von Zulieferung, Produktionsablauf und Bestellungsabwicklung zu einem echten Problem entwickeln. Die Unternehmen müssen daher ihre internationalen Wertschöpfungsketten widerstandsfähiger gestalten, alternative Standortstrategien für Zulieferer entwickeln und Produktionsstandorte flexibilisieren», erläutert Alessandro Miolo, Managing Partner Audit & Assurance und CFO Programme Leader.

Unvorbereitet auf zweite Welle
Ein realistisches Risiko mit möglicherweise weitreichenden Auswirkungen ist eine zweite Pandemiewelle: Über zwei Drittel (69 Prozent) rechnen mit einer zweiten Welle und weniger als ein Drittel (28 Prozent) würde mit einem erneuten Lockdown gut zurechtkommen. Entsprechend arbeiten Unternehmen daran, die Krise erfolgreich zu überstehen. Dabei zuvorderst (84 Prozent) stehen einfach umzusetzende Sparmassnahmen bei Reisen, Veranstaltungen oder im Marketing. Die Hälfte führt auch weitergehende Kostenmassnahmen wie das Einfrieren laufender Projekte an. Über ein Drittel (38 Prozent) schiebt allenfalls langfristig nötige Investitionen auf.

Über zwei Drittel (71 Prozent) der Unternehmen setzen wegen der Corona-Krise auf alternative Arbeitsformen wie Home-Office oder haben ihre Arbeitszeitregeln flexibilisiert. Dagegen setzen nur drei Prozent auf externe Arbeitskräfte, die nach Leistung bezahlt werden. Zudem prüfen mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Unternehmen bereits, wie viel Bürofläche sie angesichts der stärkeren Nutzung von alternativen Arbeitsformen und Home-Office-Regelungen künftig noch benötigen. «Der Büroimmobilienmarkt steht vor grossen Umwälzungen. Aufgrund der geringeren Verweildauer von Mitarbeitenden in den Büros wird der Flächenbedarf zurückgehen, was wiederum Einsparpotenzial für Unternehmen darstellt. Gleichzeitig steigen aber die Anforderungen an die IT-Infrastruktur, Cybersicherheit und auch Teamführung», erläutert Michael Grampp.

Krisenmodus rasch überwinden
«Die von den Unternehmen in der Schweiz angeführten Strategien zur Krisenbewältigung zeigen klar, dass sie noch unter einer Schockstarre leiden. Kurzfristige Massnahmen sind keine ausreichende Grundlage für langfristigen Erfolg. Unternehmen müssen das durch die aussergewöhnliche Situation und die staatlichen Unterstützungen erzeugte Momentum nutzen und so bald wie möglich in den Wachstumsmodus wechseln. Sie sollen dabei nicht nur auf Effizienz und Kosten fokussieren, sondern ihre Widerstandsfähigkeit in den für die Zukunft zentralen Themen nachhaltig stärken», führt Alessandro Miolo aus.

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